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Rhythmus der Natur - April

Zeit der Öffnung und des Schutzes

Der Name April kommt vom lateinischen Wort „aperire“, d. h. „öffnen“, und sein Name ist auch Programm. Knospen und Blüten öffnen sich ebenso wie die Herzen der Menschen. 

 

Die Themen im April

Im April geht es ums sich-öffnen und (wieder) auf Neues einzulassen. Und es geht darum, Neues zu wagen und dabei dankbar für äußere Blockaden und Widerstände zu sein: Denn genau diese machen uns letztlich stärker.

 

Betrachten wir die Natur im April, dann erhalten wir eine klare Vorstellung davon, wie wir uns dem Leben stellen können und dabei seine Gesetzmäßigkeiten berücksichtigen. Der erste Schritt lautet „Trau dich und öffne dich“.  Doch manchmal fällt es uns schwer, nach Enttäuschungen, Verletzungen und Schmerzen, die uns zugefügt wurden, uns wieder auf Neues einzulassen.

Doch ohne die Bereitschaft zur Öffnung kann die Kraft des Lebens nicht durch uns hindurchfließen, uns erfassen und uns darin unterstützen, unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten zu entfalten.

 

Die Strategie der Natur: Öffnung auf Raten je nach äußeren Bedingungen

Jede Kraft entfaltet zugleich ihre Gegenkräfte. Und wer sich öffnet, der wird auch verletzlich. Doch Widerstände und Widrigkeiten gehören zum Wachstum, gerade am Anfang eines Weges. Soeben hat ein Projekt, eine neue Liebe, eine Idee oder ein Ziel erste Formen angenommen, da gibt es unerwarteten Widerstand: Termine platzen, Pläne funktionieren nicht, Ziele werden nicht erreicht. Rückschläge müssen eingesteckt werden. Wer den Mut hat, etwas Eigenes auf den Weg zu bringen, muss mit Gegenwind rechnen.

 

Die Natur kennt das. Auch hier erfriert manches in den noch häufigen Frostnächten, bevor es sich zu ganzer Größe entfalten kann. Doch die große Mehrheit der Pflanzen weiß sich erstaunlich effektiv vor der für sie tödlichen Kälte zu schützen. Ihre Strategie: Öffnung auf Raten. Zuerst wachsen jene Pflanzen, die die Nachtfröste gut aushalten. Die anderen Pflanzen scheinen zu spüren, was ihnen gut tut und was nicht. Ist es kalt, dann sprießen sie ganz vorsichtig hervor. Friert es, dann stoppt das Wachstum und wartet auf bessere Bedingungen. Und wenn sich die Sonne dann verlässlich zeigt, wagt sich das Leben mit aller Kraft heraus.

 

Öffnung findet also in einer Weise statt, die genau die eigenen Grenzen spürt. Sie berücksichtigt äußere Bedingungen, ohne sich aber vom eigentlichen Ziel abbringen zu lassen.

Der zweite Schritt auf dem Weg der Entfaltung lautet deshalb: „Schütze dich angemessen, wahre deine Grenzen und nimm Unterstützung an. Behalte aber dein Ziel stets vor Augen“.

 

Wer schon  einmal versucht hat, im Zimmer Pflanzen vorkeimen zu lassen, der weiß, wie wichtig für die Pflanzen der Widerstand des Windes und das raue Wetter sind. Denn erst im Wind werden die Stängel stark und widerstandsfähig, bereit auch den Rest der Pflanzen zu tragen.

Deshalb dürfen wir auch die Gegenkräfte würdigen, die uns auf unserem Weg Steine vor die Füße legen und Knüppel zwischen die Beine werfen. Alle Kräfte, die uns hindern, bremsen und manchmal auch bedrohen, haben ihren Sinn und ihren Platz im Leben. Am Ende sind sie es, die uns stark genug machen, um uns zu unserer ganzen Größe zu entfalten. Sie fordern uns auf, geduldig zu sein und durchzuhalten, wenn uns etwas wichtig ist. Und dass wir uns die Zeit nehmen, langsam stark zu werden.

 

Ich wünsche jedem, der gerade im Beginn ist für etwas Neues, viel Kraft, Inspiration, genug Sonnenkraft sowie raue Winde um zu wachsen und zu voller Größe zu gedeihen.

Werde, wer du jetzt schon bist!

 

Quelle: Text teilweise oder ganz zitiert aus „Der Jahreskreis“, Martina Kaiser